La Famille Biennoise
Auftrag: Photoforum Pasquart, Biel
«Wenn man einen Baum in einem warmen Land ausgräbt und ihn in einem kalten Land wieder einpflanzt, braucht er länger, um zu blühen.» Fatima Simon, Vizepräsidentin des Kulturparcours beschreibt so ihre Migrationserfahrung.
«Wenn man aus Rio de Janeiro kommt ist es ein Schock, wenn man in Biel landet. Ich hatte das Gefühl, auf dem Land zu sein. Vor 34 Jahren war das kulturelle Angebot weniger wichtig als heute und die Restaurants schlossen um zwanzig Uhr. Die Kultur und die Mentalität waren wirklich anders», erinnert sie sich.
Nach und nach entdeckt sie eine offene Stadt, für die sie sich sehr engagiert, sei es im Vereinsleben oder in der Politik: «Die verschiedenen ausländischen Gemeinschaften machen die Stadt bunter und lebendiger. Hier funktioniert der Multikulturalismus als Solidaritätskette, als grosse Familie.»
«Ich habe immer meinen kleinen Koffer mit meinen Traditionen dabei und ich öffne ihn, wenn ich sie brauche», sagt sie. Fatima Simon hat sich auch für neu Angekommene engagiert. Sie war bei der Gründung von Multimondo dabei. «Das Ziel war zunächst, dass MigrantInnen Sprachkurse zu erschwinglichen Preisen besuchen können», erinnert sie sich.
«In den letzten Jahren haben die Vorurteile gegenüber MuslimInnen zugenommen. Das ist beängstigend und wir müssen diese Vorurteile bekämpfen», sagt Regula Balmer. In Biel leben rund 5’000 MuslimInnen, 10% der gesamten Bevölkerung. Für die Direktorin von Multimondo beginnt das Zusammenleben in der Schule, indem die Kinder dort für andere Kulturen sensibilisiert werden: «Wir müssen darauf achten, dass niemand ausgegrenzt wird. Alle Familien sollen die Möglichkeit haben, an kulturellen und sportlichen Aktivitäten teilzunehmen, damit alle die gleichen Chancen haben.»
Text: Katy Romy